Das sic!e Cycle Cinema

WOW… beschreibt das sic!e Cycle Cinema wohl am besten. Es war ein Abend, der mich persönlich  sehr motiviert und inspiriert hat: eine unbezahlbare Erfahrung. Nach dem Film  “the green lie” waren  Werner Boote und Rainer Haas zu Besuch. Ich durfte ihnen bei der Podiumsdiskussion ein paar Fragen stellen, und dann wurde ich überrascht. Wie genau das passiert ist, welche Erkenntnisse ich aus diesem Abend gezogen habe und was sonst noch wichtig war, liest du jetzt.

Das sic!e Cycle Cinema – wie es war

Nach diesen einleitenden Worten sind, falls du nicht selbst dabei warst, wohl ein paar Fragen aufgekommen: Was ist ein Cycle Cinema? Was heißt eigentlich sic!? Und was haben wir von der Podiumsdiskussion mitgenommen? Kein Problem. Ich habe die Antworten, zumindest auf diese Fragen:

Zum dritten Mal in Folge haben wir vom „student’s Innovation Centre“ das Cycle Cinema veranstaltet. Kurz zur Erklärung: Ein sic!Cycle Cinema ist ein Open Air Kino und der Strom dafür wird mit Rädern bereitgestellt. Wir haben dazu im schönsten Kinosaal Wiens – dem Türkenschanzpark – eingeladen. Perfektes Wetter, tolle Gäste, ein tatkräftiges Publikum und der Film „the green Lie“, haben den Abend für mich zu einer Symbiose aus Genuss und Nachhaltigkeit gemacht.

Einer der Werte vom sic! ist „die Leidenschaft zur Nachhaltigkeit“ und deswegen versuchen wir aus unseren Events sogenannte Öko Events zu machen. Dafür schauen wir schon bei der Werbung für das Event darauf, so wenig Müll wie möglich zu produzieren und ganz wichtig: wir räumen auch alles wieder weg. Damit der Türkenschanzpark so schön ist, wie er vorher war.

Außerdem gibt es noch den Energie-Aspekt. Denn damit man ein Kino in einem Park veranstalten kann, braucht man natürlich Strom und den haben wir selbst produziert. Wobei, das stimmt nicht ganz. Denn eigentlich hat das Publikum dafür gesorgt, dass uns der Saft nicht ausging. Hört man auf zu Radeln, gibts nämlich keinen Film. Ganz einfach! Soweit ist es dieses Jahr aber nicht gekommen. Denn das Publikum hat wirklich alles gegeben und so konnten wir den Film „die grüne Lüge“ bis zum Ende anschauen. Das hat sich echt gelohnt. All das nötige Equipment, wie die drei Räder, wurden uns übrigens vom CycleCinemaClub zur Verfügung gestellt. Danke dafür.

Die grüne Lüge: um was geht’s da eigentlich?

Nichts kann euch mehr über die grüne Lüge verraten, als dass ihr euch den Film selbst anschaut. Es geht dabei um grüne Lügen, die uns vor allem immer wieder von Unternehmen aufgetischt werden.Um Zertifikate und Labels die nicht das halten was sie versprechen. Sie werfen sich in grüne Schale, und schmeißen mit Begriffen wie Nachhaltigkeit um sich. Dadurch verliert nicht nur Nachhaltigkeit als Begriff seine Bedeutung, sondern währenddessen wird die Umwelt verschmutzt und die menschliche Existenz gefährdet. Das mag jetzt sehr hart klingen, aber der Film von Werner Boote mit Kathrin Hartman zeigt deutlich: This is reality!

Greenwashing gibt es ungefähr seit 1970. Da haben Unternehmen anscheinend zum ersten Mal erkannt, dass man von Nachhaltigkeit, auch wenn sie nicht mal richtig gelebt wird, sehr profitieren kann.

Werner Boote hat auch von seinen eigenen Erfahrungen mit Greenwashing erzählt. Als er den Film “die grüne Lüge” gedreht hatte, wurde er gefragt ob er nicht auch ein CO2 Zertifikat dafür haben wollte? Werner sagte: “Wie soll das gehen? Wir fliegen um die ganze Welt mit dem Filmteam, und unsere CO2 Bilanz  sieht wirklich nicht gut aus.” Die Person die ihm das angeboten hatte meinte dann: “Das geht schon, kostet nur 3000 Euro!” Diese Geschichte sorgte für Lacher, und zeigte wie einfach es doch sein kann zertifiziert zu werden, wenn die Geldsumme stimmt.

Ein Beispiel:
Mit Produkten aus nachhaltigem Palmöl soll uns vermittelt werden, dass wir mit unseren Konsumentscheidungen großartiges bewirken können.

Doch gibt es nachhaltiges Palmöl überhaupt?

Solange dafür Regenwald abgeholzt wird, kann es niemals nachhaltig sein! Nur weil ein Produkt oder eine Dienstleistung grün gefärbt wurde, heißt das noch lange nicht, dass es dir – geschweige denn unserem Planeten – etwas Gutes tun würde. Wichtig ist, die gesamte Arbeit der Unternehmen unter die Lupe zu nehmen, und Widersprüche aufzudecken. Wie bei einem Ölkonzern der damit wirbt, Tierwohl zu unterstützen. Während mit dem daily business viele Tiere sterben und auch ihr Zuhause zerstört wird. Das ist nicht nachhaltig, sondern Greenwashing.

Der Film zeigt viele Beispiele für Greenwashing und ermuntert uns Menschen, das ganze System einmal mehr zu hinterfragen. Das sind wir nämlich im Endeffekt: Menschen! Auch wenn wir in letzter Zeit meist nur als KonsumentenInnen bezeichnet werden.

Die Podiumsdiskussion:

Nachdem der Film vorbei war, wollten wir noch die Chance ergreifen Werner Boote (Regisseur von „die grüne Lüge“) und Professor Rainer Haas (Experte für Marketing und Agrarökonomie), ein paar Fragen zu stellen. Hier habe ich das Wichtigste zusammengefasst:

Weisheiten von Werner:

Wenn ich Menschen zum Beispiel für diesen Blog interviewe, bin ich immer sehr gespannt, aus welcher Perspektive sie diese Welt, in der wir alle leben, wahrnehmen. Ich bin der Meinung: Unsere Wahrnehmung beeinflusst, was wir sagen, wie wir Handeln und letzten Endes auch unser Sein.

Deswegen stelle ich auch manchmal Fragen, die uns mehr über den Menschen hinter einer solch inspirierenden Persönlichkeit, wie Werner Boote verraten sollen. Ich fragte also, wie er seine Themen für Filme wie Population Boom, The green Lie, Plastic Planet oder alles unter Kontrolle wählt, und welche tiefere Motivation dahintersteckt. Werner erzählte, dass er zum Beispiel bei der „grünen Lüge“ selber mehr über „nachhaltige Unternehmen“ wissen wollte. Vor allem nach „Plastic Planet“ wurde er gefragt, ob er nicht einen Film machen könnte, in dem die Unternehmen ein bisschen besser wegkommen und gezeigt wird, welche positiven Beispiele es an grünen Unternehmen gibt. Wer den Film gesehen hat weiß, dass dieses Ziel nicht erreicht wurde.

Ich wollte außerdem noch wissen: Welche Hebelwirkung müsste es geben, damit wir gemeinsam eine Welt erschaffen, in der ein gutes Leben für alle in Einklang mit der Natur möglich ist? Für eine einzelne Person ist das wahrscheinlich schwierig zu beantworten. Werner tat es trotzdem. Er erzählte, dass wir selbst entscheiden können, welche Unternehmen wir unterstützen und welche nicht.

Die Voraussetzung dafür ist Transparenz. Wichtig sei es vor allem, auch von der Politik die entsprechenden Maßnahmen zu fordern und selbst aktiv zu werden. Wir als Menschen haben ein Recht auf Produkte die gut für uns und den Planeten sind. Jene die uns schaden, sollten verboten werden. Er meinte auch, es sei wichtig, dass wir zu unserer Meinung stehen und sie aktiv äußern. Das tat er auch selbst, beim 2. Weltweiten Klimastreik in Wien, wo er als Artist for Future eine Rede hielt.

Für so eine Welt müssen wir uns und vor allem unsere Systeme – wie das Wirtschaftssystem – hinterfragen und weiterentwickeln. Damit wir Menschen nicht mehr für das System arbeiten, sondern das System für uns. So wie es eigentlich gedacht war.

Realtalk mit Rainer:

Der Film die grüne Lüge hat sehr gut gezeigt, wie Marketing missbraucht wird, um uns KonsumentInnen zu täuschen. Kritiker würden behaupten Marketing wäre somit auch Ursache für die Überfluss-Gesellschaft, in der wir leben. Ich wollte deshalb wissen:

Wie kann Nachhaltigkeit mit Marketing in Verbindung gebracht werden?
Er antwortete: „Marketing ist in erster Linie ein Instrument. Natürlich führt es dazu, dass Unternehmen unsere Entscheidungen beeinflussen können. Aber ein Werkzeug wie Marketing kann eben auch positiv genutzt werden, indem man Menschen Produkte vorstellt, die wirklichen Wert für die Allgemeinheit haben.“

Was denkst du sind Konsumgewohnheiten, die wir uns genauer ansehen, und vielleicht sogar ablegen sollten?
Er erzählte uns, dass wir oft verführt werden, wenn wir von Regal zu Regal im Supermarkt wandern. Das ist auch beabsichtigt von den Unternehmen. Wenn wir nur darauf schauen, was uns wirklich guttut, würden wir auch einen Unterschied für diese Welt machen. Denn klar ist: es geht nur gemeinsam, durch viele Handlungen vieler Einzelner. Für mich als Einzelperson heißt das dann zum Beispiel, dass ich biologische Produkte kaufe, weil sie ja zum einen den Boden schonen und somit auch in Zukunft Nahrung angebaut werden kann. Aber auch, weil hier Pestizide weder mich noch meine Umgebung vergiften.

Es bedeutet zusätzlich, dass ich mich zum Beispiel eher selbst bewege, als mich bewegen zu lassen (Öffentliche-Verkehrmittel sind trotzdem wichtig). Schaut man genauer hin, findet man viele Beispiele, die zeigen, dass Umweltschutz auch Selbstschutz bedeutet. Mir ist auch wichtig zu sagen, dass wir Menschen uns in einem gewissen Zwiespalt befinden. Denn zum einen sind wir auf der Suche und haben auch das Recht auf ein gutes Leben für uns selbst. Zum anderen steht das eigene Wohl in Konkurrenz mit einem guten Leben für alle. Vielleicht kann man das ja in Zukunft verbinden.

Kannst du nun nachvollziehen, warum mich dieser Abend so verzaubert hat? Ich finde, dass ein Austausch wie dieser so wichtig ist. Gespräche und Begegnungen sind für mich ein Geschenk. Denn jedes Mal tauscht man sich aus, man gibt und nimmt, und am Ende können wir voneinander lernen und miteinander wachsen. Gemeinsam funktioniert das so viel besser als einsam.

Von Sandra Czadul

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